Kebab-Pizza-Bistro
Vom Exot bis zum beliebtesten Fastfood
1982 – also genau vor 30 Jahren stand Ali Sahin zum ersten Mal mit seinem selbst gebauten Grill, dem selbst aufgetürmten 5 kg schweren Fleischspieß und damals noch bei einem örtlichen Bäcker eingekauften Kaiserwecken auf dem Laupheimer Heimatfest und wollte sein Döner Kebab unters Volk bringen.
Nun ist Laupheim nicht Berlin, wo es bereits 10 Jahre zuvor die erste kommerzielle Dönerbude gab. In Laupheim und Oberschwaben tickten die Uhren anders und so musste erst einmal Überzeugungsarbeit geleistet werden. „Neugierig waren die Leute schon und wollten wissen was das ist“, sagt Ali Sahin und lacht, „wir haben die Festbesucher dann eben probieren lassen.“ Wie so oft geht Liebe durch den Magen und bereits nach drei Jahren war der Stand akzeptiert. Von damals - als noch 100 DM Verlust gemacht wurden - bis heute wo der Dönerstand „vom Ali“ nicht mehr weg zudenken ist, vergingen einige turbulente Jahre.
Als Ali Sahin, der 1978 von Adana aus der Türkei nach Laupheim kam, war ihm damals wie heute die Kommunikation zwischen den Kulturen und das soziale Verständnis sehr wichtig. 20 Jahre nachdem die ersten Türken als Gastarbeiter in Deutschland angekommen waren, hatte er noch immer das Gefühl, dass die Kontakte zwischen Deutschen und den Italienern und Griechen -welche nur kurz vor den Türken ins Land kamen-, intensiver waren, als eben zwischen Deutschen und Türken.
Um dies zu verbessern, nutzte er die wohl internationalste Sprache die es gibt – das Essen. Der Gedanke war, soziales und kulturelles Interesse zu wecken und dabei das Essen mit Liebe und Verständnis durch den Magen gehen zu lassen. Für Ali stand damals der soziale Gedanke im Vordergrund. So reiste er mit seinem damals noch von Hand drehbaren Grill durchs Land. Mit langem Messer damit man sich nicht am Grill verbrannte, wurde das saftige und knusprige Fleisch vom Spieß geschnitten. Auf interkulturellen Festen, Antiatomkraft-Kundgebungen – auch bei der Menschenkette von Neu-Ulm bis Stuttgart, gegen die Nachrüstung 1983 war Ali mit seinem Dönerspieß präsent, genauso wie bei Volks- und Straßenfesten und natürlich türkischen Festen von Stuttgart bis an den Bodensee und sogar ins Vorlarlberg wurde er gebucht.
Damals war das wegen der noch geschlossenen Grenzen gar nicht so einfach den Grill und die Lebensmittel über die Grenze nach Österreich zu bringen. Das musste zum Teil Tags zuvor am Zoll angemeldet werden.
Die kompakte und zu dieser Zeit noch seltene türkische Spezialität war eine sehr ungewöhnliche Speise und fand zunächst in der alternativen Szene und der weltoffeneren Gesellschaft seine Stammkundschaft. Anfang der 80er Jahre, als soziale Großveranstaltungen regelmäßig stattfanden, war für Ali Sahin immer genug zu tun. Auch in Laupheim fanden in dieser Zeit einmal jährlich „Tage der Begegnung“ statt. Sie sollten mehr Verständnis und Einblick in die diversen Kulturen bringen. Dies wurde über Folklore, Musik und natürlich über das Essen dargeboten.
In dieser Zeit stand auch nicht das kommerzielle Interesse im Vordergrund, sondern der soziale Gedanke bestimmte und bestimmt nach wie vor den Preis. Ein Döner Kebab auf einer Semmel serviert kostete damals 3,50 DM, 1992 bekam man ihn für 5,50 DM und heute gibt es ihn im Durchschnitt für 3,50 EUR. Gemessen an der Teuerungsrate in den letzten 30 Jahren kann man sagen, dass der Döner fast billiger geworden ist. Oder wo bekommt man um diesen Preis eine vergleichbare Mahlzeit? Mit 400 bis 600 Kalorien stellt der Döner Kebab nicht nur eine komplette Mahlzeit, sondern auch eine der gesündesten Formen des Fastfoods dar. Das verwendete Rind- oder Putenfleisch weißt einen maximalen Fettgehalt von 10 % vor. Zum Fleisch gibt es Brot, Salat, Tomate und eine Joghurtsoße mit Kräutern. Alles immer frisch und vor den Augen des hungrigen Kunden zubereitet. Das ist wohl auch der Grund warum - rechnet man alle Dönerbuden zusammen - die anderen Fastfood-Ketten auf die hinteren Plätze in Sachen beliebtestes Schnellgericht verwiesen werden.
Wie alles im Leben musste sich aber auch der Döner Kebab an sein neues Umfeld anpassen. In der Türkei wird der klassische Döner Kebab auf einem Teller mit Reis oder Brot, dazu Tomate und Zwiebel angerichtet. Erst in Deutschland kam zunächst die Semmel und sehr viel später das Fladenbrot dazu. (1992 war der einzige Bezugspunkt von Fladenbrot eine Augsburger Bäckerei. Erst nach und nach konnten Laupheimer Bäckereien dieses besondere Brot liefern. Heutzutage wird es täglich frisch im eigenen Ofen im Bistro gebacken.) Immer noch sehr trocken empfand der deutsche Gaumen die Semmel mit Fleisch, Zwiebel und Tomate und somit wurde kurzerhand der Salat und die Joghurtsoße mit Kräutern und Knoblauch dazu genommen. Eine aus der schwäbischen Küche stammende Zutat ist noch das Blaukraut. Schon viele in Deutschland lebende Türken haben sich inzwischen an diese Variante gewöhnt, aber das Original wird auch noch gerne bestellt.
Auf die Frage, wie sehr seiner Meinung nach der Döner inzwischen in der deutschen Kultur verankert ist, meint Ali Sahin: „Er ist inzwischen fast ein Grundnahrungsmittel geworden, zumal alle Zutaten sowie die frische Zubereitung als auch der Geschmack einfach unvergleichbar sind.“
Von einem der als einer der Ersten in Baden-Württemberg den Döner Kebab verkauft hat, wurde Ali Sahin auch zu Einem der 1992 in der Rabenstraße 21 zwar nicht den ersten Laupheimer Dönerladen, aber den Ersten, der seit 20 Jahren durchgängig erfolgreich tätig ist, gegründet hat. Das Ali Baba - Kebab Paradies wie es anfangs hieß, war alles andere als eine Räuberhöhle. Zu Anfang noch mit einer umfangreichen Pizzakarte und Lieferservice, bis heute zu einem netten Bistro, welches Ali Sahin zusammen mit einem seiner Söhne und weiteren Mitarbeitern betreibt.
2007 erfolgte der Umzug innerhalb der Rabenstraße zur Hausnummer 7/1 weiter Richtung Marktplatz. Hier bieten sich dem Kunden nun auch gemütliche Sitzgelegenheiten – innen und außen – sowie ein angenehmes Ambiente. Ali Sahin verbindet den Erfolg seines Bistros auch mit seiner Popularität aus dem alljährlichen Verkauf auf dem Heimatfest, auf das er sich jedes Jahr aufs neue freut. „Die Heimatfesttage sind zwar sehr anstrengend, aber hier fühle ich mich immer noch am Wohlsten!“ meint Ali Sahin der mit dem Verkauf von Kebab sein Stück dazu beigetragen hat, dass sich Türken und Deutsche näher kommen. So wurde aus einem Gastarbeiter aus der Türkei ein türkischer Schwabe – der sich selbst gerne als Angeschwäbter bezeichnet.
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