"Das Herz Bayerns und eines der Herzen Europas": So nennt Papst em. Benedikt XVI. den Wallfahrtsort Altötting.
Seit mehr als einem halben Jahrtausend suchen Menschen ihr Heil bei der Schwarzen Madonna von Altötting. Christliche Traditionen und herrschaftlicher Wille, vor allem aber das Handeln von unzähligen Gläubigen haben die Wallfahrt geprägt und eine reiche Kultur hinterlassen. Bereits im 9. Jahrhundert bietet das Alte Ötting den zahlreichen Pilgern einen Reliquienschatz, nachdem König Karlmann Gebeine des Apostels Phillip und des Märtyrers Maximilian gebracht hatte – und Maria?
Da die Gottesmutter nach kirchlicher Überzeugung leiblich in den Himmel aufgefahren ist, gibt es von ihr keine sterblichen Überreste. Die Marienverehrung muss sich der Anfangs umstrittenen bildlichen Darstellung bedienen. So rückt Maria erst allmählich in den Blick der Pilger. Wundertätige Bilder sind es nun die die Wallfahrer in Scharen anziehen, so ist es auch in Altötting. Es beginnt im Jahr 1489, laufend wird von Wundern berichtet, die der Schwarzen Madonna zugeschrieben werden. Bereits in den ersten Jahren der Wallfahrt kommen abertausende Menschen, auch von ganz weit her. Gemalte Mirakelbilder werden in Auftrag gegeben und an der Gnadenkapelle zur Schau gestellt. Die unzähligen Wallfahrer sind es nun, die durch ihre großen und kleinen Gaben ein riesiges Vermögen entstehen lassen. Die Wittelsbacher, als die bayerischen Landesherren, sind von Anfang an die größten Förderer des Gnadenortes. Dank ihrer Unterstützung geht es mit der Wallfahrt nach den Wirren der Reformationszeit stetig bergauf. Zahlreiche Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und große Feldherren kommen als Wallfahrer zum Gnadenort Altötting. Kurfürst Maximilian vermacht sogar sein Herz der Gottesmutter und begründet damit eine Tradition. Seit Maximilian lassen alle bayerischen Kurfürsten und Könige nach ihrem Tod ihre Herzen in silbernen Urnen in der Gnadenkapelle aufstellen. Im ausgehenden 18. Jahrhundert werden im Zuge der Aufklärung Wallfahrten staatlich verboten, mit Altötting machen die bayerischen Landesherren eine Ausnahme. Im Gefolge der Säkularisation erlebt die gesamte Wallfahrt einen radikalen Einschnitt. Die vielen Weihegaben und Schätze, die sich seit Jahrhunderten trotz Kriegen und Plünderungen gesammelt haben, werden vom Staat konfisziert und in die Landeshauptstadt München gebracht. Nur ein kleiner Bruchteil findet seinen Weg zurück in die Altöttinger Schatzkammer. Um 1820 kommt nicht nur der stark dezimierte Kapellschatz zurück nach Altötting, auch die Wallfahrt zieht wieder an. Am Ausgang des 19. Jahrhunderts wird Altötting an das Eisenbahnnetz angeschlossen, die Zahl der Wallfahrer steigt dadurch so stark an, dass der Bau einer neuen großen Kirche notwendig wird. Bereits 1912 wird die bis zu 8000 Menschen fassende St.-Anna-Basilika eingeweiht. Eine weitere Aufwertung erfährt der Gnadenort 1934 durch die Heiligsprechung Bruder Konrads, der am dortigen Kapuzinerkloster seinem Dienst als Pförtner verrichtete. Seine sterblichen Überreste werden zu einem zweiten Wallfahrtsziel. In den jüngeren Jahren kommen gleich zwei Päpste als Wallfahrer an den Gnadenort. 1980 ist dies Papst Johannes Paul II. und im Jahr 2006 kommt Papst Benedikt XVI. in seine nähere Heimat und betont, dass er in Altötting seine spirituellen Wurzeln hat. Was fasziniert die Gläubigen an der Gottesmutter? Maria ist ein Urbild des Glaubens, sie steht für bedingungsloses Gottvertrauen gleichzeitig verkörpert sie den Menschen mit seinen Ängsten, Nöten und Enttäuschungen aber auch seine Hoffnungen und Träume. Der Wunsch nach Hilfe und die Sehnsucht nach Begegnung mit einer Frau, die alle Höhen und Tiefen eines menschlichen Lebens durchschritten hat, bewegt die Wallfahrer bis heute.
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