Philanthropinum (griechisch:Menschenfreund) ist der Name einer Schule des 18. Jahrhunderts sowie des heutigen Gymnasiums in Dessau-Roßlau.
Johann Bernhard Basedow (1724-1790) war Wortführer einer bürgerlichen Reformbewegung der Pädagogik zur Zeit der Aufklärung. Die Philanthropen wollten durch neue pädagogische Ansätze die Bildung und Erziehung verbessern. Sie erhofften sich dadurch eine Änderung der gesellschaftlichen Verhältnisse.
Mit verschiedenen pädagogischen und philosophischen Schriften, insbesondere den 1768 veröffentlichten "Vorstellungen an Menschenfreunde und vermögende Männer über Schulen, Studien und ihren Einfluss in die öffentliche Wohlfahrt" hatte Basedow auf sich aufmerksam gemacht. Er vertrat Forderungen nach einer konfessionslosen Schule, nach einem Staatskollegium als Oberaufsicht über Erziehung und Unterricht und nach Schulen für Volk und Bürgertum und sich daran anschließende Gymnasien. Um diese Pläne verwirklichen zu können, waren nach Meinung Basedows sowohl Seminare für die Ausbildung tüchtiger Lehrer als auch geordnete Schulbibliotheken nötig. Er selbst wollte "das verbale und reale Elementarwerk der menschlichen Erkenntnis" schreiben, das jeder Elementarlehrer besitzen und benutzen sollte. 1774 lag es vor: vierbändig, mit einem Atlas und 100 Abbildungen, die meistens vom Kupferstecher Daniel Chodowiecki stammten.
Da Basedow nach der Erstausgabe seines Elementarwerkes einen Ort suchte, um sein Erziehungsmodell in die Tat umsetzen zu können, berief der aufgeklärte Fürst Leopold III. Friedrich Franz den Pädagogen 1771 nach Dessau.
Hier wurde am 27.12.1774 die Lehranstalt "Philanthropinum" zuerst im Rautenstockschen Haus am Neumarkt (1945 zerstört) eröffnet. Später diente das Palais Dietrich als Unterrichtsgebäude. Die "Schule der Menschenfreundschaft" wurde bis über die Grenzen Deutschlands als Erziehungsanstalt bekannt.
Basedows Bestreben, die Kinder "zu einem gemeinnützigen, patriotischen und glückseligen Leben vorzubereiten", war nur möglich duch die Vermittlung neuer Inhalte in der Pädagogik. Das Ideal bildete eine natürliche, d.h. kindgerechte Erziehung. Neben der geistigen wurde die körperliche Bildung gestellt. Der Realienunterricht führte zu den Anfängen des modernen Experimentalunterrichts und einer breiten Palette naturwissenschaftlicher, angewandt praktischer und sprachlicher Ausbildung.
Wenn auch die Schule, die im Rahmen des Dessauer-Wörlitzer Reformwerks von Fürst Franz entstanden war, 1793 wieder aufgelöst wurde, so hatte sie doch als Lehranstalt eine epochale Ausstrahlung. Die "Pädagogische Kolonie" Philanthropinum in Dessau regte durch die pädagogische Tätigkeit ehemaliger Lehrer des Philanthropinums die Gründung weiterer Musterschulen in ganz Europa an und trug den Gedanken der Aufklärung in breite Kreise der Bevölkerung. So konnte dann auch Karl Gottfried Neuendorf 1785 mit ausdrücklicher Genehmigung des Fürsten die Reform des Erziehungswesens aller anhalt-dessauischen Schulen fortsetzen.
An die progressiven Traditionen, den Gedankenreichtum seiner Gründer versucht das heutige Gymnasium in seiner Arbeit anzuknüpfen und eine neue Generation vielseitig gebildeter, musisch-kulturell interessierter und der Toleranz und dem Humanismus verbundener junger Menschen auszubilden.
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