Intersport Ski Hirt
Das Sporthaus Ski-Hirt entwickelte sich im Jahre 1896 aus einer Wagnerei, die im dazu erworbenen Haus von Urgroßvater Wilhelm Hirt gegründet wurde. Er war ein Tüftler und baute schon im ersten Winter Ski für den neugegründeten Ski-Club.
1899 bekam Neustadt Strom und Wilhelm Hirt kaufte die erste Bandsäge mit Elektromotor, eine der Ersten weit und breit. In dieser Zeit wurden die Skirohlinge vor dem Biegen 24 Stunden gekocht. Der Firmengründer war der Zeit voraus und entwickelte ein Verfahren, bei welchem das Weichmachen des Holzes in einem Dampfkessel nur wenige Stunden dauerte. Da es anfangs noch keine Bindungen gab, kaufte er eine Stanze und machte die Stemmlochbacken selbst und mit der Sattlerei Huber auch das Riemenzeugs.
Anfangs war der Ski- und Schlittenbau nur im Winter möglich, in der restlichen Zeit war Wilhelm Hirt ein bekannter Wagenbauer. Als 1912 ein Flugzeugkonstrukteur für das erste aerodynamische Sportflugzeug einen Hersteller suchte sagte man ihm: wenn das einer kann dann nur der Hirt. Er baute das Flugzeug dann in einem großen Betrieb, denn daheim war es zu eng. Leider ging es dann im ersten Weltkrieg verloren. Zu dieser Zeit mußte die Firma in einer Arbeitsgemeinschaft mit der Schreinerei Kleiser für die kaiserliche Armee Pferdewagen herstellen. So gute Wagen hätte er noch nie abgenommen, sagte der Abnahmebeamte.
1918 übernahm der Sohn Albert den Betrieb. Er baute die Skifabrikation im Winter weiter aus. Ab 1930 betrieb seine Frau Rosa im Winter einen kleinen Laden. Albert Hirt war daneben auch immer für die Andern da, im Vorstand des Ski-Clubs, als Vorsitzender des Ski-Bezirks, als Landes-Innungsmeister und dann als Bürgermeister. Ein Bombenangriff im 2. Weltkrieg zerstörte das Anwesen und die Gerätschaften, aber die Familie baute es nach 1948 wieder auf. Nach Kriegsende machte Sohn Klemens eine Lehre als Karosserie- und Fahrzeugbauer und steigt danach in den Betrieb ein.
Über 50 Jahre lang waren die Ski aus Vollholz (aus einem Stück) Ski. Ab 1950 wurden die Ski dann verleimt auf selbstgebauten Pressen, anfangs noch kalt, aber schon bald heiß, das war natürlich viel besser und ging wesentlich schneller. Die normalen Ski waren aus Esche, die Besseren aus Hickory. Bei den Langlaufski verwendeten wir anfangs Hickory mit Eschenkern, um Gewicht zu sparen dann finnische Birke mit einem Leichtholzkern aus Esche und Balsaholz. So gelang es uns den ersten Langlaufski mit einem Gewicht unter einem Kilo zu bauen.
Laufend fanden wir Verbesserungen, experimentierten mit Glasfaßer, aber die Ski wurden nicht gleich. Das bewog uns es mit Metall zu versuchen - hochwertige Duralbleche - und wir bauten den ersten Metallski in Sandwichbauweise. Wir erhielten dafür den Gebrauchsmusterschutz, aber für die Patentanmeldung bekamen wir kein Geld von der Bank. Spinnerei haben sie gesagt, schade!
Inzwischen gab es Fiberglaslaminate, und so bauten wir wieder Fiberglasski. Die Einfachen waren fiberglasverstärkt, die Besseren mit dicken Laminaten waren richtige Fiberglasski in Sandwichbauweise. Waren wir in den ersten Nachkriegsjahren im Sommer noch Fahrzeugbauer und in Herbst und Winter Skihersteller, so konnten wir bald schon das ganze Jahr Ski machen.
Am Anfang stellten wir alle Skimodelle her; vom Kleinkinderski bis zum Hickory-Abfahrtsski (bis zu 60fach verleimt), vom Tourenski bis zum Spitzen-Langlaufski sowie Jugendsprungski bis zu 225 cm Länge. Um auch lange Sprungski machen zu können bauten wir eine neue Form - mit Schrauben verstellbar - für Ski bis zu 260 cm Länge.
Albert Hirt starb schon 1959 und Klemens hatte vom Handlackieren Asthma bekommen. Somit kam die Entscheidung: Entweder einen Lackierraum bauen oder den Beruf aufgeben. Da es bei Hirts aufgeben nicht gibt, bauten wir einen Lackierraum an, mit einer der ersten Lackgießmaschinen, und im Erdgeschoß einen neuen Laden. So konnten wir nun bessere und schönere Ski bauen – mehr sowieso - und entwickelten neue und bessere Sprungski.
Als alter Skispringer ahnte Klemens, dass aus dem alten Skispringen das Skifliegen entstand und einen anderen Ski verlangte. In Zusammenarbeit mit Wolfgang Happle, Georg Thoma, Heini Ihle und dem Bundestrainer Ewald Roscher gelang es einen neuen Ski zu bauen, der mit 250 gr. Blei, unsichtbar am Ende eingeleimt, 20 cm mehr Vorderski hatte. Der Springer konnte sich also viel besser „drauflegen“.
Der Siegeszug begann mit Wolfgang Happle, Georg Thoma, Franz Keller u.v. anderen. Wir wurden Weltmeister, Olympiasieger und Holmenkollensieger und waren über viele Jahre erfolgreichster deutscher Skihersteller. Mit Ausnahme von Skandinavien beherrschten wir den Weltmarkt. Bei der Olympiade in Grenoble sprangen über 60% auf Hirt-Ski!
Wir stellten nur noch Sprungski her, etwa 2000 Paar im Jahr, dann kam leider der große Knall. Die Skiverbände gründeten Skipools zur Finanzierung des Spitzensports, und wir sollten nicht nur die Ski kostenlos liefern, sondern auch pro Land etwa DM 30.000.- zahlen und darüber hinaus Erfolgsprämie; dies war das Ende unserer Skiproduktion!!
So bauten wir wieder mal um und erweiterten unser Sortiment. Mit der Heirat von Klemens war eine Textilfachfrau ins Geschäft gekommen und das kleine Sportgeschäft entwickelte sich zum Sporthaus. Egon war nach seinen großen Skierfolgen inzwischen Teilhaber im Geschäft. Nach mehrmaligen An- und Umbauten zog er 2004 ins ehemalige Autohaus Vollmer und investierte dort viel Geld für ein schönes, zeitgemäßes Sporthaus. Das Sporthaus SKI-HIRT wird somit seit 1985 in der vierten Generation von Egon Hirt geleitet.
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