Der Mainzer Carneval Club pflegt und gestaltet seit mehr als einem Jahrhundert die literarische Fastnacht in Mainz.
Der MCC-Geburtstag: 5. Dezember 1898
Die Mainzer Fastnacht ist ein Kind des Volkes. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es - neben dem schon bestehenden MCV und einigen Garden - sehr viele kleine Grüppchen, Stammtischrunden und lose Vereinigungen, die in ihren Stammlokalen karnevalistische Sitzungen veranstalteten. Der Eintritt war frei, der Wirt übernahm, da er ja grösseren Umsatz machte, die meisten Veranstaltungskosten. Im "Brauhaus zum Birnbaum" tagte der Birnbaum-Club, im Schöfferhof boten in den närrischen Tagen "Die humoristischen Derke (Türken)" ihr Programm an; beide vereinigten sich am 5. Dezember 1898 zum "Mainzer Carneval Club".
Der Erfolg der Männer der ersten Stunde war gross, der Club war begehrt, beliebt, gefragt. Und trotzdem bewegte sich der MCC nach heutigen Wirtschaftsgepflogenheiten damals am Rande des Existenzminimums. Ein Grund für die Kassenebbe war die Tatsache, dass man auf jeden Fall bei den Eintrittspreisen unter denen des MCV bleiben wollte, um so einer möglichst breiten Schicht der Mainzer Bevölkerung einen Sitzungsbesuch zu ermöglichen. Der Eintrittspreis einschliesslich Kapp und Liederheft betrug 25 Pfennige, das Glas Bier kostete 12 Pfennige, ein Rippchen mit Kraut war für 30 Pfennige zu haben.
Von der soziologischen Zusammensetzung her waren die Väter des Clubs einfache Leute, kleine Handwerker, Gewerbetreibende und Arbeiter. Politisch standen diese Clubisten wohl mehr der Sozialdemokratie näher, was in Insiderkreisen dazu führte, vom "roten" Club, im Gegensatz dazu aber auch vom "schwarzen" Verein (MCV) zu sprechen. Diese Zusammensetzung, sowohl politisch als auch soziologisch hat sich mittlerweile gewandelt und ist heute in den Mainzer Korporationen kein Thema mehr.
Der 1. Weltkrieg bereitete dem närrischen Treiben in Mainz ein jähes Ende. Nach dem Krieg kam Mainz unter französische Besatzung, die jede offizielle Karnevalsfeier bis 1925 verbot. Auch danach gab es beim Club grosse Sorgen. Viele Büttenasse waren nicht mehr aus dem Krieg heimgekehrt; die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, der steigende Steuerdruck und die hohen Veranstaltungskosten erhöhten die Probleme, eine gewisse Überalterung der Clubisten war nicht zu leugnen und so beschloss der Vorstand 1928, keine Veranstaltungen mehr auszurichten. Die Fastnacht ging weiter, Club-Redner engagierten sich wieder in kleinen Gruppen und eine davon war die "UKRA".
Die Betriebsgemeinschaft des städtischen Umformerwerkes und des Kraftwerkes, aus dieser langen Bezeichung eines städtischen Betriebes ergibt sich die Abkürzung UKRA, veranstaltete zunächst betriebsinterne und dann auch öffentliche Sitzungen. Die verbliebenen Senioren des MCC verfolgten mit Freude das Heranreifen der UKRA, und es bedurfte bald nur noch einer offiziellen Form, den zwar noch bestehenden, aber nicht mehr agierenden Mainzer Carneval Club auf die UKRA überzugehen zu lassen. Und dies geschah am 31. Januar 1933, die Insignien des alten MCC wurden vom neuen Präsidenten Jakob Wucher übernommen.
45 Jahre sollte Jakob Wucher Präsident bleiben, 1973 erst ging er in den närrischen Ruhestand, gefolgt von seinem Sohn Werner Wucher und dann bis 1996 von Bernd Mühl, heute ist Horst Seitz der Mann an der Spitze des MCC.
Der Weg des Clubs führte steil nach oben, seine Veranstaltungen waren eine feste Grösse im närrischen Treiben der Stadt. In der "Berliner Illustrierten" veröffentlichte 1936 der damals bekannte Zeichner Barlog seine Eindrücke von einem MCC-Besuch, der Club wurde über die regionalen Grenzen hinaus bekannt. Vom damaligen Reichssender Frankfurt wurde 1937 eine "Haubensitzung" des MCC übertragen; eine Stunde Sendezeit war vorgesehen, da die Sitzung aber ein hervorragen-des Programm bot, wurde die Übertragung ad hoc bis 24 Uhr verlängert.
Der Erfolg beflügelte die Aktivisten auch in den kommenden Jahren, immer wurde die Arbeit für das Mainzer Volksfest Fastnacht ehrenamtlich geleistet, bis auf den heutigen Tag. Das Jahr 1939 wurde zur Jubiläumskampagne erklärt: "40 Jahre Club-Humor". Sitzungen, Bälle - die es damls noch gab - und erstmals auch ein närrisches Kinderfest wurden veranstaltet. Mit dem rauschenden Rosenmontagsball ging am 20. Februar 1939 die Festliche Kampagne zu Ende, keiner ahnte, dass es für lange Zeit die letzte gewesen sein sollte, dass Europa im Zweiten Weltkrieg in Schutt und Asche versinken würde.
Neuanfang auf den Trümmern des 2. Weltkrieges
Im Laufe des Jahres 1946 trafen sich die alten Clubfreunde, die den Krieg überlebt hatten, zum ersten Mal wieder in einer Weinstube, im November wurde im Brauhaus "Zum Rad", dem einzigen noch intakten Raum im zerbombten Mainz, der 200 Menschen Platz bot, eine Generalversammlung abgehalten. In den Nachkriegsjahren, noch unter Aufsicht der französischen Sureté-Zensur, lebten die Saalveran-staltungen wieder auf, aber es fehlte an allem. Speisen und Getränke gab es nur auf Bezugsschein, lediglich das Dünnbier ("Wasser mit Bierfärbung") stand unbegrenzt zur Verfügung.
Wenn der Veranstalter kein Heizmaterial stellen konnte oder die Besucher nichts mitbrachten, sassen alle in einem kalten Saal. Aber die Menschen kamen, denn mit Trübsalblasen und Kopfhängerei konnte das Schicksal der Nachkriegsjahre nicht gemeistert werden, lebensmutige Menschen waren gefragt und die Karnevalisten waren solche.
Die Verhältnisse normalisierten sich, das fastnachtliche Angebot wurde immer professioneller, aber der MCC blieb stets der Wurzel der Fastnacht in Mainz treu: er pflegt den politischen, literarischen Karneval, nicht das dröhnende, schenkelklopfende Lachen ist sein Metier, sondern die Pointe, der feine Witz, der Mainzer Kokolorus. Das Fernsehen hat das Mainzer Volksfest verbreitet. Es war der Mainzer Carneval Club, dem in Herbst 1954 der Südwestfunk eine Sitzungsübertragung anbot. MCC-Präsident Jakob Wucher holte den MCV mit ins Boot und so wurde die Gemeinschaftssitzung "Mainz, wie es singt und lacht" geboren.
In den ersten Jahren war die Sendung ein wahrer Strassenfeger, die Menschen sassen in Gemeinschaften bei den noch spärlichen Gerätebesitzern im Wohnzimmer und feierten; auch heute sind die Einschaltquoten, trotz des immensen Unterhaltungsangebots, in den besseren Rängen, zur Freude der Fernsehleute und der Mainzer Fastnachter. Die MCC-Asse von damals sind unvergessen: das Putzfrauenduo Babbisch und Struwwelich, der Schulbub und viele andere. Die MCC-Asse von heute, allen voran die Symbolfigur des MCC: der "Till", sind gefragt, auf dem Bildschirm und live im Saal der Mainzer Rheingold-Halle.
Die Faszination des direkten Erlebens, des Miterlebens in der Fastnacht, ist nicht zu beschreiben, man muss dabei gewesen sein. Schon mancher Fastnachtsmuffel ist als überzeugter Fastnachtsanhänger aus dem Saal gegangen, Sie können es beim MCC probieren. Dafür arbeiten die MCC-Mitglieder, allen voran der heutige Präsident Horst Seitz, ein Enkel des legendären Jakob Wucher, sie arbeiten wie eh und je ehrenamtlich. Begreift man das ehrenamtliche Engagement als Hobby, wie das landläufig gesehen wird, so pflegt man ein solches, solange man eben dazu in der Lage ist und die Lust dazu hat: Ein Sportler-Hobby - bis die Kräfte nachlas-sen; ein Briefmarkensammler - bis er seine Prachtstücke auch unter der Lupe nicht mehr so recht erkennen kann. Kurzum, die Fussballstiefel hängen nach einer Reihe von Jahren am Nagel, so sicher, wie sich der Staub auf den Briefmarken türmt. Das Hobby Fastnacht ist da von robusterer Natur. Langlebig, in den meisten geradezu lebenslänglich.
Und so geht der MCC frohgemut in die nächste Kampagne, um Freude zu verbreiten, um die literarische Fastnacht zu pflegen, um die Tradition des Mainzer Volksfestes fortzuführen, getreu seinem Motto: "Allen Wohl und niemand weh, Fassenacht beim MCC".
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