Seite der Fußballgruppe New Society 2004
Fußball bleibt Fußball und Politik bleibt Politik! *
*(aus einem Lied der bekannten Band Kategorie-C)
Doch stimmt diese Prämisse wirklich? Schauen wir uns um in den deutschen und europäischen Stadien: Che-Guevara-Fahnen hier, abstruse Antifa-Spruchbänder dort, Demonstrationsaufrufe der linksextremen Szene von München bis Hamburg, von Potsdam bis Düsseldorf, aber auch von Marseille und Bilbao bis Livorno und Genua. Die Linksindoktrinierung der Fankurven ist ein gesamteuropäisches Phänomen, vor dem man nicht schweigen und erst recht nicht kapitulieren kann und darf. Es genügt ein Blick in die nähere mitteldeutsche Umgebung: In Leipzig gründete sich ein ausdrücklich linksradikaler Fußballverein, Roter Stern Leipzig, der mit der Zielsetzung antrat, „antifaschistische“ Jugendarbeit offensiv zu gestalten. Dieser Verein, der bewusst Fußball und Politik zur Rekrutierung linken Nachwuchses für gewalttätige und extremistische Ziele missbraucht, wird dafür aber nicht vom SFV und DFB vom Spielbetrieb ausgeschlossen, sondern finanziell alimentiert, in dem allen Ernstes gut dotierte Preise (!) verliehen werden, die für den „couragierten“ Kampf gegen „Rechts“ belohnen sollen. Als ob der Hohn kein Ende kennen würde, werden die gewalttätigen Anhänger von Roter Stern in der medialen Wahrnehmung als Opfer „rechter“ Übergriffe gekennzeichnet, wohlwissend, dass die meist bewaffnet reisenden Leipziger Linksextremen ihren Verein zur Bekämpfung der sogenannten braunen Provinz – zunächst ist dies das Leipziger Land – gegründet und formiert haben, und um der vermeintlich „ostzonalen“ Trivialität mittels wüsten Beleidigungen und Aggressionen („Kühe, Schweine, Ostdeutschland!“) Abhilfe zu verschaffen.
Aber nicht nur beim Extremfall Roter Stern Leipzig, der von der Presse und der Polizei, vom Freistaat und den Sportverbänden gehegt und gepflegt wird, auch bei der BallSportGemeinschaft „Chemie“ Leipzig wird der Fußball als Plattform für linkslinke Propaganda missbraucht, Jugendlichen der Einstieg in die rote Szene ermöglicht. Diese zwei sächsischen Beispiele zeigen schon, dass sich vor unserer Türe etwas zusammenbraut und dass die Beispiele Sankt Pauli und Babelsberg 03 beileibe keine traurigen Einzelfälle linksextremer Taktik im Breitensport bedeuten.
Neben der linken Unterwanderung und daher mitunter einsetzenden Spaltung ganzer Fanszenen werden wir Tag für Tag mit Schikanen staatlicher Verantwortungsträger konfrontiert. Wiederholte Eingriffe in die Persönlichkeitsrechte, willkürliche Festnahmen und Stadionverbote, erhebliche Geldbußen für Nichtigkeiten und tätliche Übergriffe durch Polizeibeamte – nicht selten auf Unbeteiligte –, die in den wenigsten Fällen effektiv geahndet werden, sind keine Seltenheiten in der Fußballrealität, sondern alltäglich und so sicher wie der Elfmeter nach einer Notbremse im Strafraum. Die Kriminalisierung der Fußballfans, die damit einhergeht, verschleiert tatsächliches Fehlverhalten von Polizisten, die somit nahezu freie Hand beim gesetzeswidrigen Verhalten gegenüber dem Freiwild „Fan“ besitzen, dem als Auswege nur derer drei bleiben: Einstellen der aktiven Teilhabe an der Fankultur und damit korrelierende Degeneration zum konsumierenden Eventfan à la Red Bull Leipzig, Fernbleiben vom Tatort Stadion, oder schließlich unsere Alternative: Protest und Durchhaltevermögen, koste es, was es wolle.
Auch die schrankenlose Kommerzialisierung unseres geliebten Sports stößt uns ungemein negativ auf. Wir sind gleichwohl keine Utopisten und wissen daher, dass eine gewisse Vernetzung mit Sponsoren und Gönnern nicht nur berechtigt ist, sondern auch zum Überleben eines jeden höher klassigen Vereins unabdingbar ist. Unsere weitgefächerte Toleranz wird jedoch überstrapaziert, wenn selbst Eckbälle und Auswechslungen von Werbemaßnahmen überschattet werden, künstliche Produkte wie RB Leipzig/Salzburg die Fußballszenerie betreten und ganze Stadien merkwürdige Namen von Großfirmen erhalten und somit einen Teil ihrer eigenen Vereins- und Stadttradition – man denke da nur an Dresden – verlieren. Fußball ist und bleibt ein Sport, eine Leidenschaft, ein Phänomen. Fußball darf nicht zum Spielball von Unternehmen und ausschließlich gewinnorientierten Laien werden, wenn er nicht seine Seele und seinen Charme unwiderruflich verlieren möchte.
Wir möchten keinen Anpfiff des Spiels, der von Firma XYZ präsentiert wird, währenddessen linke Gruppierungen verhetzende Spruchbänder zeigen und unsere Kurve oder Block von provozierenden und anonymen, weil vielleicht sogar vermummten Polizisten komplett videoüberwacht ist.
Linksextreme Beeinflussung von Fanszenen, Polizeigewalt und die rasende Kommerzialisierung des Fußballsports sind eben auch politische Produkte. Gegen diese Zustände anzuschwimmen und zu rebellieren, gilt als unschick und vielleicht sogar als „rechts“. Man solle, so das gute Gewissen in jeder Fanszene, unpolitisch bleiben, dem Verein nicht schaden, der schließlich doch über allem stehe! Und sowieso sei Politik unnütz und nervt, die Bierseligkeit und der von Klatscheinlagen begleitete Gesang ersetzen diese Alltagssorgen ohnehin besser.
Und ja: Der Verein bzw. die Mannschaft ist der Mittelpunkt des Spiels, ihretwegen sind wir auswärts wie daheim im Stadion, investieren Urlaub und Geld, Zeit und Nerven. Das befreit uns aber nicht vom Denken. Wenn wir ins Stadion gehen, hören wir nicht auf sorgenvoller Schüler, Auszubildender, Angestellter oder Arbeitssuchender zu sein: Wir bleiben, was wir sind. Und auch wenn ein Tor in der 92. Minute die Sorgen des bundesdeutschen Alltags vorübergehend vergessen zu machen scheint, bleiben wir im Anschluss daran dazu verpflichtet, Missstände im Stadion und Drumherum anzuprangern und zu kritisieren.
Anders gesagt: Es gilt, politisch zu sein, weil ein Fußballspiel von politischen Themen durchdrungen ist, ob es nun über linksextreme „Fans“, katastrophale Einsätze der Polizei oder den restlosen Ausverkauf unseres Sports an Unternehmer geht.
„Fußball bleibt Fußball und Politik bleibt Politik“ ist daher ein gut gemeinter Ansatz, der uns nicht weiterbringt, weil diese Maxime nicht durch uns realisierbar ist, sondern bereits durch andere, gewichtigere Faktoren – Kapitalismus, Linksextremismus, Polizeifehlverhalten – festgelegt ist. Uns bleibt nur die Hoffnung. Und der Widerstand.
New Society Chemnitz
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