Die evangelische Wiesenkirche oder Kirche St. Maria zur Wiese in Soest gilt als eine formvollendete westfälische Hallenkirche. Von annähernd quadratischem Grundriss geprägt, bietet ihr Inneres dem Betrachter von manchen Standpunkten aus den Eindruck einer reinen Fensterfront, getragen von grazilem Bündelpfeilerwerk. Die hohen Fensterbahnen erreichen im Chor beinahe den Boden. Am Tag wirkt das Gotteshaus leicht und lichtdurchflutet. Drei nahezu gleich hohe, sehr flach gewölbte Schiffe geben dem Raum sein Ebenmaß. Die Baugeschichte erstreckt sich über Jahrhunderte. An Stelle des romanischen Vorgängerbaus wurde 1313 der Grundstein für die heutige Kirche gelegt. Die das Außenbild bestimmenden Doppeltürme wurden erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtet.Architektur und BaugeschichteDer romanische Vorgängerbau der Kirche – im Grundriss ganz ähnlich der benachbarten Kirche St. Maria zur Höhe – stand der Überlieferung nach in einem sumpfigen Gebiet, das dann entwässert wurde. Das gotische, in dem südlich von Soest abgebauten Grünsandstein errichtete Kirchengebäude entstand auf einer Wiese: St. Maria in Pratis – St. Maria zur Wiese. Der Baubeginn ist aufgrund einer (nicht einwandfrei zu lesenden) Bauinschrift für das Jahr 1313 überliefert, als erster Baumeister ein Johannes Schendeler genannt. Nach seinem Entwurf konnte der Chorbau bis 1376 fertiggestellt werden. Als weiterer Baumeistername ist für 1392 der aus einer Lippstädter Ratsfamilie stammende Godert van Sunte Druden als „werckmeister tho der Wese“ überliefert. Der zweitürmige Westbau wurde einer Bauinschrift zufolge im Jahre 1421 durch Johannes Verlach begonnen, aber nach 1525 eingestellt, als unter dem letzten Baumeister, Porphyrius von Neuenkirchen, lediglich der nördliche Turmunterbau und das mittlere Portaljoch die Traufhöhe des Schiffs erreicht hatten. Dass auch schon zu diesem Zeitpunkt Turmaufbauten mit einem offenem Maßwerkhelm wie am Kölner Dom vorgesehen waren, belegt der als Turmmodell ausgebildete hölzerne Aufbau eines Sakramentshauses im Chor der Kirche. Die besondere architektonische Wirkung der Wiesenkirche beruht auf dem Abschluss der kapellenartig zentrierten Hauptapsis aus sieben Seiten eines Zehnecks sowie der eleganten Ausbildung der strebepfeilerlosen Nebenapsiden. Die Gestaltung findet sich am Chor der Petrikirche in Soest vorgebildet. Im Innern sind die außerordentlich schlanken und kämpferlos mit herabgeführten Birnstabrippen ausgebildeten Pfeiler raumbestimmend. Daraus resultiert, im Zusammenklang mit den hohen und hell verglasten Maßwerkfenstern, ein transparenter und lichter Gesamtraum von geradezu lyrisch-mystischer Wirkung.
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