"Zur Blauen Hand" ist ein Modehaus für Männer in Trier und der größte Herrenausstatter in Rheinland-Pfalz - seit 1797.
Das Firmenzeichen der „Blauen Hand“ und der Name selbst weisen auf die Anfänge eines der ältesten deutschen Textilhäuser hin. Ursprünglich lag das Unternehmen in der Weberbach. An dem früher durch diese Straße fließenden Bach hatten sich seit dem Mittelalter Wollweber und Wollfärber angesiedelt. Im Jahr 1797 gründete dort der Blau- und Schönfärber Johann Nicolaus Müller eine Färberei und einen Tuchhandel. Er war einer der ersten , die die damals aufkommende Indigofärberei in Trier einführten. Weil sich seine Tätigkeit teils in der Werkstatt, teils in im Laden abspielte, konnte er die Spuren seiner Arbeit nicht jedesmal entfernen. Wenn ein Kunde hereinkam, sah er den Färber mit blaugefärbten Händen Tuche messen und schneiden. So nannten die Trierer ihn und seinen Laden kurzweg „Blaue Hand“. Sein Färberbüchlein, das seine Versuche mit dem aus der indischen Indigopflanze hergestellten Blaufärbemittel beschreibt, ist bis heute im Familienbesitz. (Übrigens: noch heute wird Indigo zum Färben von Jeans verwendet.)
Mit der Färberei und dem Tuchhandel wurde später eine Spinnerei und Weberei verbunden. Schließlich entstand eine Tuchfabrik (die heutige TUFA). Man spezialisierte sich auf die Herstellung von Loden- und Buxkinstoffen. „Die Wollgarnspinnerei der Erben Nic.Müller haben mit vier nicht unbedeutenden Schönfärbereien eine aufblühende Tuchfabrik (1827) verbunden. Die Spinnerei befand sich inder Agnetenmühle; ihre Maschinerie wurde durch den Stadtbach und bei Wassermangel durch Pferde in Bewegung gesetzt.“ (aus: „Geschichte der Stadt Trier“ von Kentenich, S.118).
Die Tuchfabrik, vor dem ersten Weltkrieg noch bedeutend, wurde später aufgegeben. Im Jahr 1910 begann die „Blaue Hand“ in der Weberbach neben dem Tuchhandel auch mit der Anfertigung von Herren- und Knabenkleidung. Dieser Geschäftszweig wurde etwa 20 Jahre betrieben.
Nach dem ersten Weltkrieg wurde das Unternehmen von der Weberbach in die Brotstraße 42 verlegt. Bis in die sechziger Jahre hatte das Tuch- und Bekleidungshaus eine große Maßwerkstätte mit zeitweise 40 Schneidern und vier Zuschneidern. Die fortschreitende Perfektionierung der Konfektion und ein vielfältiges Größensystem hatten diesen Zweig dann mit der Zeit verdrängt.
Das im zweiten Weltkrieg völlig ausgebrannte Haus in der Brotstraße wurde Ende der vierziger Jahre wieder aufgebaut und durch den Erwerb benachbarter Häuser bedeutend erweitert. Durch weitere Grundstückserwerbe erstreckt sich die „Blaue Hand“ heute von der Brotstraße bis zum Kornmarkt.
1997 wird die „Blaue Hand“ auf 200 Jahre Firmengeschichte zurückblicken können. Sie hat damit einen nicht unbeträchtlichen Teil der Trierer Stadtgeschichte mitgeschrieben.
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