Als sich 1772 eine Gruppe von westfälischen Studenten, die an der Georg-August-Universität immatrikuliert waren, zu den „Westfälingern“ zusammenschlossen, ahnte man noch nicht, dass diese Gruppe in einer ähnlichen Formation auch noch im Jahre 2004 bestehen würde. Diese damalige Gesellschaft war eine durch Gesetze und feste Grundsätze beherrschte Landsmannschaft. Sie trugen blaue Uniformen mit roten Aufschlägen, um ihre Einheit in der Öffentlichkeit zu zeigen. Ihr Wahlspruch lautete "Pro salute Guestphalorum". Die Westfälinger gelten als Vorläufer des bereits 1801 gegründeten Corps Guestphalia, wiederum ein Vorläufer unseres heutigen Corps Hildeso-Guestphalia. Berühmte Männer dieses Corps waren Karl von Bodelschwingh-Velmede II (1802, preußischer Finanzminister), Heinrich Heine (1821, Dichter), Wilhelm Emmanuel Freiherr von Ketteler (1829, Bischof von Mainz, Abgeordneter der Paulskirche 1848) sowie vier weitere Mitglieder der Paulskirche. Wie es der Name Hildeso-Guestphalia schon deutlich zeigt, beruhen die Wurzeln des heutigen Corps nicht nur auf dem Corps Guestphalia.
Am 6. August 1852 gründet sich die Verbindung Hildesia, die sich ab dem 13. Dezember 1852 als Landsmannschaft der Hildesheimer verstand. Ihre Farben waren schwarz-rot-weiß, ihr Wahlspruch "Fortuna iuvat audacem", der Wahlspruch, der auch heute vom Corps Hildeso-Guestphalia geführt wird. Die Hildesia erstarkte in den folgenden Semestern immer mehr, besonders durch die Aufnahme vieler Westfalen und durch das Ansehen auf der Mensur mit die Corps. Durch die aufgenommenen Westfalen gab es aber seit dem Wintersemester 53/54 immer wieder Reibereien mit anderen Landsmannschaften. Deshalb kam immer wieder die Frage auf, ob man nicht Corps werden sollte. Der Antrag, Corps zu werden, wurde aber erst am 10. Juni 1854 gestellt und wurde einstimmig vom Göttinger S.C. (Senioren Convent, Zusammenschluss aller Göttinger Corps) bestätigt. Im Anschluß wurde der Antrag gestellt den Namen aufgrund der gemischten Herkunft der Mitglieder aus Westfalen und dem Hildesheimer Raum in Hildeso-Guestphalia zu ändern und Landesfarben Westfalens grün-weiß-schwarz anzunehmen.
Der Wahlspruch blieb und der Zirkel wurde nur leicht abgeändert. Am 11. Juni trat Hildeso-Guestphalia aus dem Landsmannschafter-Convent aus und einen Tag später in den Göttinger S.C. ein. Die Hildesia hatte bis zu diesem Zeitpunkt 52 Mitglieder. Über viele Jahre hinweg entwickelte sich das Corps, unbeirrt durch Höhen und Tiefen (Suspension vom 21.4.1879 - 19.7.1884), zu seiner heutigen Form. 1896/97 wurde das heutige Corpshaus in der Wilhelm-Weber-Str. 36 für 12.000 Goldmark gebaut und 1911/12 durch den Anbau erweitert.
Wie alle Corps und Verbindungen traf das Dritte Reich das Corps Hildeso-Guestphalia schwer. 1933 wurde durch die Nazionalsozialisten ein Farbenverbot erlassen, 1934 wurde vom Göttinger S.C. die letzte Demonstration veranstaltet. Letztlich wurden 1934 die Corps verboten und wurde gezwungen, NS-Kameradschaftsbünden beitreten. Dadurch wurde die Aktivität des Corps äußerst gehemmt, was im letzten Zug eine Suspension am 5. Oktober 1935 bedeutete.
Vom 30. auf den 31. August 1947 fand das erste Corpstreffen nach dem Krieg in Hameln statt. Dort wurde der Wunsch geäußert, das Corps solle sich ohne Fusion mit einem anderen Corps wieder auftun – über die Einzelheiten einer Rekonstruktion konnte man sich allerdings nicht schlüssig werden. Dennoch fand im Frühsommer 1949 das erste Stiftungsfest nach dem zweiten Weltkrieg in Göttingen statt. Zu dieser Gelegenheit waren auch Med.-Prakt. Peter Becker von Sothen und der cand. phil. Bartel anwesend. Beide gehörten zu zwei Bekanntenkreisen, die den Wunsch nach korporativen Zusammenschlüssen hatten. Am 11. November 1949 wurde durch den Zusammenschluß dieser beider Gruppen eine "Aktivitas" gebildet, die sich aber kurz darauf wegen Meinungsverschiedenheiten wieder spaltete. Am 20. November entschieden sich die alten Hildesheimer-Wesphalen für die Gruppe um Peter Becker von Sothen. Diese Gruppe nannte sich "Westfälische Tischgesellschaft" und sollte in die Tradition des Corps hineinwachsen. Am 2./3. Juni 1950 wurde die Hildeso-Guestphalia nun wieder in alter Form rekonstituiert, obwohl es noch eine Abstufung zur Westfälischen Tischgesellschaft gab. Damals wurde beschlossen, nur eine Partie zu fechten, da das Fechten eigentlich im Sinne der Gesetzgebung noch verboten war. Die Abstufung (Aktive und Inaktive tragen nur ein zweifarbiges Band) wurde im Sommersemester 51 aufgehoben. Das Fechten wurde 1954 durch das „von-Studnitz-Urteil“ des Bundesgerichtshof wieder erlaubt. Wegen eines Schmisses, den sich von Studnitz bei einer Partie zugezogen hatte, wurde er von der Universität zwangsexmatrikuliert. Der BGH hob dieses Urteil wieder auf und sah die Mensur von nun an als Sport.
Ebenfalls in der 50er Jahren pünktlich zum 100-jährigen Stiftungsfest hat das Corps Hildeso-Guestphalia die Tradition seines Kartellcorps Vandalia Rostock übernommen, die in den Wirren der Nachkriegszeit keine Chance sah, den Aktivenbetrieb an der Ostsee wieder aufzunehmen.
Das dritte und letzte Tief kam dann im Jahre 1978, als das Corps aufgrund von Nachwuchsmangel wieder suspendieren musste. Nach der Rekonstitution 1982 wurden bisher fast 100 Aktive recipiert, was nicht nur den Corpsbrüdern, sondern auch Freunden des Corps zeigt, dass unser Corps alles andere als ein „Club der ewig Gestrigen“ ist, sondern vielmehr eine lebendige Gemeinschaft von Jung und Alt. Unabhängig von den Alter Herren, zu denen man sich nach Abschluss des Studiums zählt, bestimmen die Aktiven, also junge Studenten verschiedener Fakultäten, das Alltagsgeschehen des Corps. Frei von ideologischen Zwängen und unbelastet können diese ihre Persönlichkeit im intensiven Miteinander unter Corpsbrüdern entwickeln. Das Leben auf dem Haus und in der Corpsgemeinschaft richtet sich nun mehr seit 150 Jahren nach demokratischen Regeln, in der ein jeder für sein persönliches Handeln einsteht und eine wichtige Position einnimmt. Die charakterliche Ausbildung und Herausbildung steht an vorderster Stelle, deswegen hat das Corps selbst keine nationale, politische oder konfessionelle Ausrichtung.
In einer erfolgsorientierten Gesellschaft, in der wir heute noch mehr als früher leben, bietet das Corps einen starken Rückhalt, den Corpsbrüder verschiedenster Herkunft und Studienfach im generationsübergreifenden Austausch pflegen. Ein Hildesheimer-Westphale steht für seinen Corpsbruder – sei es in Studienfragen oder in privaten Angelegenheiten – ein, man hilft und bekommt Hilfe und genießt die besondere Zeit, die man als Corpsstudent und Corpsbruder auf Feiern, Festen, Aktivenfahren und im Alltag hat. Gerade das ist es, was unser Corps und dessen Besonderheit ausmacht.
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