Das Potsdamer Kabarett Obelisk ....
Haus & Hof-Geschichte
Der Obelisk, der dem 1978 gegründeten Potsdamer Kabarett den Namen gab, steht vor den Toren Sanssoucis. In dessen Nähe (Schopenhauerstraße/Ecke Hegelallee) befand sich ein altes Kino, das dem Gründungsensemble provisorisch als Spielstätte dienen sollte. Das gemütliche Provisorium hielt fast 20 Jahre lang. Erst nachdem sich irgendwann über Nacht auch in der Schopenhauerstraße 27 die Eigentumsverhältnisse geändert hatten, begann die Suche nach einem neuen Quartier. 1997 endlich eröffnete das schon zu DDR-Zeiten immer etwas andere Satiretheater sein jetziges Domizil mitten in der barocken Charlottenstraße. Dort hatte die städtische Baubehörde das marode Gebäude der ehemaligen Schulerwaltung zu einem inzwischen vielfältig genutzten Haus für den Hauptmieter Obelisk umgebaut. Es beherbergt neben Saal und Nebengelass für die acht Mitarbeiter u.a. die Kabarett-Kneipe „Koschuweit“ und den „Club Charlotte“ im Obergeschoss. Direkt an der Hinterfront des Hauses Nr. 31 steht der schöne Saal, in dem das Kabarett das sein darf, was es nach eigenem Motto auch ist: Das einzig Witzige an Preussen!
DAS STAMMENSEMBLE
Mit dem außerordentlich erfolgreichen Programm „Frühstück bei TÜV-Annie“
begann 1996 die Zeit des bis heute zusammen arbeitenden dreiköpfigen Stammensembles: Gretel Schulze, Andreas Zieger und Helmut Fensch.
Die Arbeit des produktiven Trios prägt seither wesentlich das Geschehen auf und hinter der Bühne des Potsdamer Satiretheaters, an dem neben Gastspielen bekannter Kollegen aus ganz Deutschland auch ehemalige Ensemblemitglieder wie Michael Ranz oder Andrea Meissner als ständige Gäste auftreten. Im Jubiläumsprogramm „Wir schenken uns nichts“ zum 30.Obelisk-Geburtstag waren sie 2008 sogar mal wieder vereint zu erleben.
Ein Markenzeichen des Kabaretts ist seine viel gerühmte Musikalität – nachhörbar auch auf den Live-CD´s „Ossis völlig durchgedreht“ (1 und 2) sowie „Potsdam wie es singt und lacht“. Das betont selbstironische Spiel mit dem eigenen Alltag und den Absurditäten der aktuellen Politik und Geschichte bestimmt den Stil und kruden Humor des Kabarett-Trios, das eines auf keinen Fall mag: sein Publikum zu belehren. Es sei denn, der saure Weg der Erkenntnis führt über die bunten Wiesen des Komischen (frei nach Aristoteles, Marx und den Marx-Brothers).
H a u s i n d e r C h a r l o t t e n s t r a ß e
Im Jahre 1782 beinahe in der Mitte der Pflugstraße, Hausnummer 33, ließ der König Friedrich der II das alte Ordonnanzhaus von seinem Architekten Georg Christian Unger neu erbauen.
Es war für das spätfriderizianische Potsdam ein sehr wichtiges Gebäude und seine Fassade aufwendig mit römischen Soldatenfiguren und den beiden Kriegsgöttern Mars und Bellona geschmückt. Hier in diesem Haus wurden die dienstpflichtigen Rekruten aus den unterschiedlichen Kantonen untergebracht und ebenfalls auch ein Husarenkommando, das zum Einfangen der „unsicheren Kantonisten“ verpflichtet war.
Um die zumeist unwillig bei der Armee dienenden Soldaten gut gelaunt zu halten gab es einen Gastwirt im Haus, der Branntwein ausschenken durfte und auch einen Tanzboden, auf dem Mädchen „bereitgehalten“ wurden.
Auch alle sonstigen Gewerke, die mit der Armee zu tun hatten, fanden hier in diesem „sechzig Fuß“ langen und dreigeschossigen Haus Unterkunft und Amüsement. Eine gute Stimmung war also von Anbeginn gegeben!!!
Die Pflugstraße wurde im 19. Jahrhundert zur Charlottenstraße und das Unger’sche Haus behielt die Nummer 33. Nach dem Napoleonischen Kriegen wandelte sich das Militärwesen und auch das Ordonnanzhaus erhielt eine andere Bestimmung. Es wurde ab dem Jahre 1849 zur Stadtschule.
Im Jahre 1910 wurde es zur Charlottenschule, erhielt ein Seitengebäude aus Ziegel und ein Herr Max Wetzel, seines Zeichens Schulhausmeister (zuvor Pechel), wohnte über viele Jahre mit seiner Familie hier.
1925 gab es eine abermalige Veränderung und die Charlottenschule wurde eine 9stufige Mädchenmittelschule, was sie bis Ende der vierziger Jahre blieb.
Der 2.Weltkrieg war vorbei, die Armut aber auch 1949 noch erschreckend und so wurde in der Mädchenschule eine Schuhtauschstelle der Potsdamer Schulen eingerichtet. Die Adresse lautete jetzt Wilhelm-Pieck-Straße 31.
Eine äußerst sinnvolle Angelegenheit. Als die Lebensmittelkarten langsam schwanden, zog in die Wilhelm-Pieck-Straße 31 das Schulamt ein und war hier bis Anfang der 90iger Jahre beheimatet.
Dann stand das Gebäude leer. Was sollte damit geschehen? Da kam man auf den Einfall diesen Zwei-Gebäude-Komplex mit einem Saal zu versehen und die drei Gebäude mit Glaselementen zu verbinden und damit dem Potsdamer Kabarett ein neues Zuhause zu bieten. Gedacht, geplant, gemacht!
Nun beherbergt die Nummer 31, abermals Charlottenstraße genannt, wieder eine „Wirtschaft“ und es werden Mädchen bereitgehalten, allerdings auch Jungs, nämlich die Künstler des Kabaretts, die zum Vergnügen aller, und nicht nur des Militärs, die Politik und Wirklichkeit auf die Schippe nehmen.
Im 1. Obergeschoss befindet sich der "Neue" Tanzboden, der Club Charlotte, mit einem vielfältigen Programm von Live Musik, Tanz- und anderen künstlerischen Veranstaltungen, Firmen- und Privatfeiern, bei denen auch wiederum brantweinartige Getränke ausgeschenkt werden.
Im Untergeschoss, gegenüber der Kartenkasse, in den ehemaligen Räumen für Hauswirtschaft, ist jetzt die 3.Spielstätte, die Koschuweit Kabarett Kneipe zu finden. Hier findet hauptsächlich die Pausenversorgung der Kabarett Gäste, aber auch Kleinkunst und Musik, bis zu Firmen- und Privatfeiern statt.
Nicht selten stehen aber ältere Damen im Foyer, mit großen Augen und leicht verwundert, weil sie ihr Schulgebäude nicht wieder erkennen und sich erst langsam daran gewöhnen, dass ein Teil ihres Schulhofes zum Theatersaal geworden ist und die alten Linden an der Freilichtbühne so gewachsen sind. Dann laden wir die Damen ganz herzlich zu einer Vorstellung ein, was auch für alle Leser dieser Zeilen zutrifft.
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